Sie werden ein glücklicher und zufriedener Mensch, wenn Sie 1. jeden Tag ein paar Minuten Ruhe ohne jedes Tun und Nachdenken verbringen. Wenn Sie 2. entspannt Ihre wahren Herzenswünsche entdecken, 3. Ideen für die Verwirklichung entwickeln, 4. Ihre Blockaden herausfinden und 5. Ihre Ängste tapfer überwinden.
Das alles klingt ziemlich nach Anstrengung und ermüdender Psychoarbeit. Martha Beck würde Ihrem Ruf als menschenfreundliche Beraterin aber nicht gerecht werden, wenn ihre 10 Schritte zum Glück nicht auch etwas ganz Wunderschönes enthalten würden. Darum geht es in dieser Folge.
Glück durch Belohnung
Um unangenehme, aber notwendige Arbeiten zu erledigen, sollten Sie ein wunderbar einfaches und stets stabil funktionierendes System nutzen, das jedes Tier besitzt: Motivation durch Belohnung. Seien Sie freundlich zu sich selbst. Wenn Sie meinen, allein mit Disziplin auszukommen, können Sie Ihr Programm für ein einfacheres und glücklicheres Leben hier abbrechen. Es wird nicht funktionieren. Die ausgesprochen ernste Wahrheit lautet: Ohne Spaß geht es nicht.
Bringen Sie sich zum Lächeln
Eine Belohnung ist alles, was Ihnen ein Gefühl verleiht, als würden Sie lächeln. Nicht das gesellschaftlich antrainierte, höfliche und bewusste Lächeln, sondern das spontane, sich selbst erzeugende Lächeln von innen heraus. Es ist verbunden mit einem bestimmten inneren Gefühl, das jeder anders empfindet, aber unverkennbar ist. Beobachten Sie sich selbst: Wann lächeln Sie im Verlauf eines Tages? Erstellen Sie eine Liste mit mindestens 10 Dingen, die bei Ihnen das Gefühl spontanen Lächelns hervorrufen. Haben Sie Probleme, mehr als ein paar wenige Standard-Belohnungen (heißes Bad, Süßigkeit, Rotwein, Zigarette) zu finden? Dann haben Sie sich vermutlich schon zu lange Ihre lebensnotwendigen Zutaten verweigert. Es wird Zeit, dass Sie auf Ihr inneres Tier hören und sich von Ihm zum Glück führen lassen.
Beobachten Sie Ihre Sinne
Woher kommen die inneren Befehle, die Sie im Laufe eines normalen Tages in sich hören? „Ich sollte mehr Sport treiben“ oder „Mal wieder einen guten Roman lesen“ hören sich eher nach Kommandos Ihres Über-Ichs an und nicht nach dem Wesen aus Fleisch und Blut, das Sie mit den Belohnungen eigentlich erreichen wollen. Nur wenn Sie ganz kribblig werden vor lauter Vorfreude auf eine Bergwanderung oder den neuen Milan Kundera, dürfen Sie diese Dinge auf Ihre Belohnungsliste setzen. Sonst versuchen Sie es lieber über Ihre Sinnesfreuden: Ich liebe den Geschmack von … Ich liebe den Anblick von … Ich liebe das Anfassen von … Ich liebe den Duft von … Ich liebe das Geräusch von …
Verlieren Sie die Kontrolle
Wie fühlten Sie sich beim Ausfüllen dieser Liste? Hatten Sie beim Gedanken an ein Bad im türkisblauen Südseewasser Bedenken, wie teuer es ist, dort hinzureisen? Dass der Geschmack von altem Armagnac, den Sie so lieben, ein Vergnügen mit vielen Nebenwirkungen ist? Solch innere wertende Anspannung ist ein Zeichen für falsche Wünsche. Suchen Sie weiter, bis Sie auf Belohnungen stoßen, die Sie ohne Bedenken innerlich strahlen lassen (auch wenn sie nicht unbedingt „politisch korrekt“ sind).
Vergessen Sie Ihre Tugenden
Eine lustige und treffsichere Methode zum Finden Ihrer Lieblingsbelohnung ist eine Liste Ihrer besten Eigenschaften. Vollenden Sie folgende Sätze: Ich bin stolz, folgendes zu können: … Auch wenn mir nicht danach ist, bemühe ich mich immer, … Andere beglückwünschen mich zu meiner Fähigkeit, … Nutzen Sie Ihre Antworten zu „göttlicher Dekadenz“. Setzen Sie sich über Ihre Tugenden hinweg. Das Bild, das Sie von sich selbst haben, ist häufig idealisiert und widerspricht Ihrer Natur. Das Gegenmittel zu dieser Übertreibung: Mischen Sie Ihrem eigenen Heiligenbild etwas allzu Menschliches bei. Jemand, der sich als grundgütig bezeichnet, unterdrückt so viel innere Wut, dass er sich vielleicht mit einem Gangstervideo voller wüster Schlägereien belohnen sollte. Ein Naturkostapostel wirkt viel sympathischer, wenn er ab und zu seinen Heißhunger auf eine völlig unkorrekte Leberkässemmel stillt.
Belohnen Sie sich mit dem Gegenteil
Sind Sie ein intellektueller Typ, bestehen Ihre wirksamsten Belohnungen aus herrlich schlichten Vergnügungen, bei denen Sie Ihre geistige Dauerkontrolle einmal aufgeben können. Wenn Sie stolz sind auf Ihr Erwachsensein, sollten Sie (ohne dass jemand zuschaut) etwas ganz Kindisches tun. Besonders wirkungsvoll für bescheidene Menschen sind „Prahlrunden“ mit einem Freund: Loben Sie sich gegenseitig hemmungslos für Ihre Fähigkeiten, verhöhnen Sie alle, von denen Sie unterschätzt werden, 1 Stunde lang!
Dosieren Sie richtig
Das kann man aus der Tierdressur lernen: Mit Belohnungen lässt sich sehr viel erreichen, solange sie selten genug sind, dass sie als etwas Besonderes empfunden werden – aber häufig genug, dass die Hoffnung bleibt. Tiere lassen sich nicht mit Ausreden oder Entschuldigungen dressieren. Machen Sie es genauso mit sich selbst. Wenn Sie mit einer ungeliebten Arbeit nicht weiterkommen, wechseln Sie zu einer einfacheren, belohnen Sie sich mit Spaziergang oder Schokokeksen – und Sie werden staunen, mit welcher Energie Sie das Unerledigte danach fertig stellen!
Überlisten Sie sich
Bei allen aufgezählten Belohnungen werden Sie immer wieder auf den Widerstand Ihres Gewissens stoßen. Gewissen ist das Organ, das Sie in Einklang hält mit den Sie umgebenden Menschen, vor allem mit Ihrer Familie und Ihren Vorfahren. Es ist die „innere Stimme“, die Ihnen bestimmte Vergnügen verbietet oder bestimmte Pflichten anordnet. Auf simple Weise lässt es sich austricksen: durch eine Erlaubnis. Kurioserweise können Sie sich die von fast jedem holen. Es genügen eine Freundin oder ein Kollege, die Ihnen Mut machen, das Meeting zu schwänzen, sich die spitzen Schuhe zu kaufen oder den kitschigen Film anzusehen.
Autor: Werner Tiki Küstenmacher
Mit freundlicher Genehmigung des Orgenda Verlag. Quelle: simplify-Newsletter und simplify-Homepage.