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simplify Allgemeinwissen: Wie sehr zählt der „erste Eindruck“?

Autor: malerdeck am 6. Juni 2012

Psychologische Forschungen zeigen, dass der erste Eindruck nur eine Frage von wenigen Sekunden ist: Innerhalb so kurzer Zeit entscheiden wir, ob wir einen Fremden als positiv oder negativ wahrnehmen – und in welche der „Schubladen“ in unserem Gehirn wir ihn stecken. Lernen Sie hier die 3 grundlegenden Mechanismen kennen, nach denen die Einordnung in „Schubladen“ funktioniert.

Der erste Eindruck

1. Der Primäreffekt

Primäreffekt (engl. „Primacy Effect“) nennen Psychologen das Phänomen, dass die erste Information einen stärkeren Eindruck hinterlässt als alle folgenden. Sie wirkt quasi als Anker im Gehirn. Ein Beispiel: Jemand beschreibt Ihnen eine Person X. Dabei nutzt er folgende Aufzählung: X sei „intelligent, strebsam, ehrgeizig, sparsam, introvertiert, neidisch“.

Nun setzt zwangsläufig der Primäreffekt ein: Das erste Merkmal „intelligent“ prägt für Sie alle folgenden, d. h., auch „ehrgeizig“ und „sparsam“ sehen Sie nun in einem positiven Licht. Wird Ihnen hingegen die gleiche Person mit der Aufzählung „neidisch, introvertiert, sparsam, ehrgeizig, strebsam, intelligent“ vorgestellt, dominiert das negative „neidisch“ die Wahrnehmung. Als Zuhörer würden Sie dann „introvertiert“ im Sinne von „Eigenbrötler“ negativ interpretieren, aus „sparsam“ würde „geizig“ usw.

2. Die Wirkung des Äußeren

Der Primäreffekt erklärt auch, warum Äußerlichkeiten für den ersten Eindruck so wichtig sind. Ob Sie es wollen oder nicht: Andere machen sich auf Anhieb ein Bild von Ihnen, und zwar aufgrund äußerer Merkmale wie Gesicht, Mimik, Körperhaltung, Frisur, Kleidung oder Sprache. Sie schließen daraus auf Ihr Wesen. Wer z. B. eine korrekt gekleidete, dezent geschminkte Frau sieht, schlussfolgert sofort, dass diese Dame seriös und vertrauenswürdig (oder langweilig und pedantisch) ist. Das erste wahrgenommene Merkmal (= das Äußere) prägt alle weiteren!

3. Der Halo-Effekt

Der Halo-Effekt (von griech. hálos = Lichthof) besagt, dass ein einziges Merkmal alle anderen überstrahlt. Ein typisches Beispiel für einen Halo-Effekt wäre, wenn ein Lehrer annimmt, dass ein gut aussehender und freundlicher Schüler auch gute Leistungen erbringt – und in der Folge schlechtere Leistungen des Schülers als „einmalige Ausrutscher“ bewertet. Der Effekt wirkt beidseitig: Überstrahlt ein positiver erster Eindruck alles andere, heißt das Heiligenschein-Effekt. Überstrahlt ein negativer erster Eindruck die gesamte Einschätzung des Menschen, spricht man vom Teufelshörner-Effekt.

Eine Folge der Evolution

Bei den oben beschriebenen Effekten geht es nicht um gut oder schlecht. Sie sind Tatsachen, denen Sie sich stellen sollten, denn sie entstammen der menschlichen Evolution. Für unsere Urahnen war es nämlich überlebenswichtig, nach dem ersten Eindruck sofort zu entscheiden: gut oder schlecht, Freund oder Feind, Jäger oder Opfer.

Autorin: Bettina Röttgers

Mit freundlicher Genehmigung des Orgenda Verlag. Quelle: simplify-Newsletter und simplify-Homepage.