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Haustürgeschäft bei einem Fassadenhai abgeschlossen. Wie sich der gleiche Kunde beim Einkauf sonst verhält

Autor: malerdeck am 8. August 2014

Sommerzeit ist Fassadenzeit. Gleichzeitig aber auch die große Zeit der Fassadenhaie. Was ein Fassadenhai genau ist, darüber schrieb ich vor kurzem einen Artikel.

unseriöse Anbieter

Der Fassadenhai

Betrug durch Fassadenhaie

Der Fassadenhai an der Haustür

Es klingelt an der Haustür. Ein freundlicher Mensch erklärt sehr bestimmt, dass die Hausfassade dringend gestrichen werden müsse. Man sei gerade in der Nachbarschaft tätig und könne deshalb die Fassade des Hauses gleich ganz besonders günstig mit streichen. Flugs wird an der Haustür ein Angebot erstellt und auch gleich der Vertrag unterschrieben.

Die Schnäppchenjägermentalität hat zugeschlagen. Gier frisst Hirn, könnte man dazu auch sagen. Schon am nächsten Tag steht das Gerüst und die Arbeiten beginnen.

Soweit, so schlecht. 🙁

Wie verhält sich der gleiche Kunde denn sonst?

Es klingelt an der Tür und daraußen steht ein Zeitungswerber, der ihm z.B. ein Abo von Stern, Spiegel, Brigitte etc. verkaufen will. Da kommt erst gar kein Gespräch zustande. Der Kunde schlägt dem Werber gleich wieder die Tür vor der Nase zu!

Stiftung warentestDer gleiche Kunde will sich z.B. einen neuen Fernseher kaufen. Zuerst werden Freunde und Nachbarn befragt.  Dann wird nach Testberichten im Internet gegoogelt. Die Auswertung dauert Tage. Vielleicht lässt sich der Kunde auch noch im Fachgeschäft beraten, in dem er das Gerät hoffentlich auch kauft.

Oder aber er googelt im Internet, vergleicht die Preise und bestellt das Gerät bei einem Internethändler. Zeitaufwand für diese Aktion: Viele Stunden!

Fazit:

  • Der Abowerber an der Tür wird gar nicht erst  angehört.
  • Bei einem Artikel (z.B. Fernseher) mit einem Wert von ca. € 300,– bis € 1000,–, investiert der Kunde sehr viel Aufwand und Zeit in die erforderliche Information.
  • Beim Fassadenanstrich seines Hauses, unterschreibt der Kunde innerhalb kurzer Zeit einen Vertrag über € 5000,– bis € 10000,–  bei einer Firma, die er bisher nicht kannte und die in der Regel auch nicht ortsansässig ist. An der Haustür! Ohne auch nur mit der Wimper zu zucken! Der Kunde hat sich nicht über die Firma informiert, er weiß nicht, ob die angebotenen Leistungen fachlich richtig sind und qualitativ gut ausgeführt werden. Statt sich von örtlichen Malerfirmen beraten zu lassen und ein seriöses Angebot einzuholen, unterschreibt er ohne jede Detailkenntnis einen Haustürvertrag.

Das ist für mich ein unglaubliches Phänomen! Bei € 500,– viele Stunden auf Informationsbeschaffung  verwenden, bei € 10000,– an der Haustür sofort den Vertrag zu unterschreiben.

Vertrag an der Haustür unterschrieben

Vertrag an der Haustür unterschrieben

Und wehe, das Kind ist in den Brunnen gefallen. Dann beschwert sich der Kunde bei Verbraucherschutzorganisationen, Handwerkskammer und der Innung. Diese Institutionen können davon ein Lied singen.

Die können ihm aber auch nicht mehr helfen. Hätte er sich beim Fassadenanstrich seines Hauses genauso informiert, wie er es bei der Anschaffung eines Fernsehers macht, wäre ihm dieses Übel nicht passiert.

Mein Mitleid bei durch Fassadenhaie geschädigten Hausbesitzern, hält sich daher sehr in Grenzen.

Warum ich das schreibe? Weil aktuell im hiesigen Bereich viele Fassaden von nicht ortsansässigen Firmen gestrichen werden. Im kurzen Abschnitt einer Straße, stehen z.B. gleich drei oder vier Gerüste der gleichen Malerfirma. Ob das Fassadenhaie sind, kann ich natürlich nicht sagen.

Aus rechlicher Sicht empfehle ich Ihnen noch den Artikel der Rechtsanwaltskanzlei Dr. Pfennig & Wabbel. Überschrift: Teure Reparaturen – Betrüger sind unterwegs.